Medienmitteilung

Der Staat soll Religionsfreiheit gewährleisten, sagt Elder Oaks in Oxford

Apostel besucht außerdem Treffen zum Thema Religionsfreiheit im britischen Oberhaus

"Niemand kann ignorieren, welche Bedeutung der Religion weltweit zukommt - ob in der Politik, bei Konfliktlösungen, in der wirtschaftlichen Entwicklung, bei der humanitären Hilfe und vielem mehr", sagte Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei einer Vorlesung am Donnerstag, den 9. Juni 2016, am St. Johns College der Universität von Oxford.

Apostel Oaks sprach zu einer Gruppe, die sich dem Thema Religionsfreiheit widmet. Es handelte sich um eine gemeinsame Veranstaltung des Rothermere American Institute und der juristischen Fakultät der Universität Oxford im Rahmen verschiedener Seminare und Programme, die sich mit dem Verfassungsgedanken und dem Verfassungsstaat beschäftigen, sowie des Regents Park College der Universität Oxford im Rahmen des Programmes "Religion und internationale Beziehungen" und der Zeitschrift "Oxford Journal of Law and Religion", die Artikel zum Thema Recht und Religion veröffentlicht.

 

"Der Staat soll den Bürgern Religionsfreiheit gewährleisten", erklärte Elder Oaks, ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof von Utah und Professor für Jura an der Universität von Chicago, der schon seit mehr als 50 Jahren zum Thema Religionsfreiheit spricht und schreibt.

Elder Oaks stellte fest, dass bekannte Stimmen den Schutz der Religion angreifen, und wies darauf hin, dass dieser Schutz in Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 verankert ist. "Es gibt Versuche, Religion und Gläubige an den Rand der Gesellschaft zu drängen, indem man die Religionsfreiheit auf den Unterricht in Kirchen, Synagogen und Moscheen beschränkt, während man die Ausübung religiöser Überzeugungen in der Öffentlichkeit verwehrt."

Am Mittwoch, den 8. Juni, am Tag vor seiner Rede in Oxford, nahm Elder Oaks an einer Zusammenkunft der überparteilichen Parlamentsgruppe für internationale Religions- und Glaubensfreiheit All-Party Parliamentary Group (APPG) for International Freedom of Religion or Belief teil. Das Treffen fand im Oberhaus des britischen Parlaments in London statt. Die Gruppe verfolgt das Ziel, bei Parlamentariern, der Regierung, in den Medien und in der Öffentlichkeit die Aufmerksamkeit auf die Religionsfreiheit als ein weltweites Menschenrecht zu lenken. 

"Da die Religions- und Glaubensfreiheit für eine zivilisierte Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist, ist es wichtig, unsere Regierungen anzuspornen, sie ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen", meinte Baroness Elizabeth Berridge, Mitglied des britischen Oberhauses und Mitvorsitzende der Parlamentsgruppe APPG for International Freedom of Religion or Belief. "Als eine der größten überparteilichen parlamentarischen Gruppen in Großbritannien freuen wir uns über die anhaltende Unterstützung von 24 Interessenverbänden, darunter auch der engagierte Einsatz der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Diese Unterstützung ist für die parlamentarische Arbeit für dieses wichtige Menschenrecht von unschätzbarem Wert."

Am Treffen der Parlamentsgruppe nahmen Mitglieder der Oberhauses und des Unterhauses teil sowie unter anderen Robert P. George von der Universität Princeton, Vorsitzender der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit, und Professor Cole Durham vom International Center for Law and Religion Studies der Brigham-Young-Universität, das sich mit der Beziehung zwischen Gesetz und Religion beschäftigt. Baroness Berridge und Robert P. George sprachen auch bei der Veranstaltung in Oxford.

Robert P. George erklärte in Oxford: "Nicht nur die Regierungen haben die Aufgabe, sich nachdrücklich für Religionsfreiheit einzusetzen. Auch Glaubensgemeinschaften tragen hierbei eine große Verantwortung. Es ist unerlässlich, dass religiöse Gemeinschaften über Religionsgrenzen hinweg auf Gleichgesinnte zugehen, ungeachtet der theologischen oder kulturellen Unterschiede."

Vom Pew Research Center durchgeführte Studien haben ergeben, dass sich 84 Prozent der Weltbevölkerung einer bestimmten Religion zugehörig fühlen. Jedoch leben laut Pew 87 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, in denen die Religionsfreiheit stark oder sehr stark eingeschränkt ist.

"Wenn wir die Welt, in der wir leben, verbessern wollen, ist es unabdingbar, dass wir Religion und ihre Beziehung zu weltweiten Fragen und zum Staat verstehen", betonte Elder Oaks am Donnerstag in Oxford.

Elder Oaks fuhr fort: "Obwohl Religionsfreiheit im größten Teil der Welt unbekannt ist und ansonsten durch Säkularismus und Extremismus bedroht wird, beschreibe ich hier das Ideal, nämlich dass die Freiheiten, die eine Religion zu schützen sucht, gottgegeben und von Natur aus selbstverständlich sind, jedoch durch die einander ergänzenden Beziehungen zur Staatsführung, die das Wohlergehen all ihrer Bürger anstrebt, umgesetzt werden."

"Viele der wichtigsten moralischen Errungenschaften in der westlichen Zivilisation fußen auf religiösen Grundsätzen und wurden als allgemeine Regeln übernommen, nachdem sie immer wieder von der Kanzel gepredigt wurden", erläuterte Elder Oaks.

Elder Oaks erklärte, dass ein Großteil der Wohltätigkeitsarbeit in den USA "ihren Ursprung in religiösen Organisationen und religiösen Beweggründen hat und nach wie vor in erheblichem Maße von solchen Organisationen gefördert wird". Er fügte hinzu, dass die westliche Gesellschaft nicht durch die Durchsetzung ihrer Gesetze zusammengehalten wird, sondern von den Menschen, die sich aufgrund ihres religiösen Glaubens freiwillig an die Regeln halten.

"Ich behaupte, dass religiöse Lehren und das religiös motivierte Engagement der Gläubigen für eine freie und erfolgreiche Gesellschaft unerlässlich sind und weiterhin besonderen rechtlichen Schutz verdienen", erklärte er.

Elder Oaks meinte, dass Staat und Religion einander ergänzende Aufgaben haben und dass "ein Staat selbstverständlich das Recht hat, zu erwarten, dass Gesetze befolgt werden und die Kultur des Landes respektiert wird" und dass kein Land einer Organisation Zuflucht gewähren muss, die Terrorismus unterstützt.

Er glaubt, dass die einander ergänzenden Aufgaben von Religion und Staat in Europa derzeit "gravierend auf die Probe gestellt" werden.

"Der massive Zustrom von Flüchtlingen, die hauptsächlich muslimischen Glaubens sind und aus einer muslimischen Kultur stammen und nun in Länder mit einer anderen Kultur und einer anderen Religion kommen, schafft offensichtlich Probleme politischer, kultureller, sozialer, finanzieller und religiöser Natur", fuhr Elder Oaks fort. Am Beispiel seiner eigenen Religion, der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, zeigte er, wie Religionen und religiöse Organisationen kurz- und auch langfristig helfen können.

Mormonen leisten Hilfe für Flüchtlinge in Europa und führen sonstige humanitäre Einsätze in aller Welt durch, bei denen Religionszugehörigkeit keine Rolle spielt. Im Jahr 2015 war die Kirche an 177 Katastropheneinsätzen in 56 Ländern beteiligt. Zusätzlich wurde mit hunderten von Projekten in den Bereichen Trinkwasserversorgung, Impfung und augenärztliche Versorgung mehr als einer Millionen Menschen weltweit geholfen.

Ein weiteres Beispiel ist die Zusammenarbeit aus dem Jahr 2015 zwischen LDS Charities, einem Zweig der humanitären Hilfe der Kirche, und der Hilfsorganisation AMAR Foundation mit Sitz in Großbritannien. Dabei ging es um den Bau von Gesundheitszentren für die vom IS verfolgte jesidische Minderheit im Norden des Irak. Oder auch ein 5 Jahre andauerndes Hilfsprojekt in Südostasien nach dem Erdbeben und dem Tsunami im Jahr 2004, bei dem in 14 Ländern Tausende ums Leben kamen.

"Sich der Armen und Bedürftigen anzunehmen ist in unserer Kirche eigentlich etwas Selbstverständliches", sagte Elder Oaks.

Er schloss seine Ausführungen mit der Bemerkung, dass die Kirche viele Vorteile hat, mit der sie ihren Einfluss stärker ausüben kann, unter anderem freiwillige Helfer mit Erfahrung, finanzielle Unterstützung durch Mitglieder und eine weltweite Basisorganisation, die sofort zur Stelle sein kann. Im März 2016 riefen führende Amtsträger der Kirche Frauen jeden Alters auf, an ihrem jeweiligen Wohnort Hilfe für Flüchtlinge zu leisten.

Elder Oaks ist außerdem als Hauptredner bei der jährlichen Eröffnungskonferenz des britischen und irischen Zweigs der J. Reuben Clark Law Society vorgesehen, die am 10. Juni in Chorley in Lancashire stattfindet.

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.